Indien ist in – China ist out!?
Das Wirtschaftswachstum in Indien beschleunigte sich im Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2015 auf jährlich 6,5 %. Im Jahr 2017 war Indien mit 7,2 % die am viertschnellsten wachsende Wirtschaft der Welt. Aktuell liegt die Steigerung des Buttoinlandsprodukts bei über 8 %.
Große Investitionen internationaler Konzerne befeuern die Konjunktur in Indien.
Inmitten globaler Turbulenzen kann sich Indien als eine der wenigen Wachstumshoffnungen etablieren. Seit ein paar Monaten produziert z. B. der Apple-Zulieferer Foxconn im Bezirk Sriperumbudur am Rande der Millionenmetropole Chennai das neue iPhone 14. Zum ersten Mal wird das aktuellste Modell bereits kurz nach dem Verkaufsstart nicht nur in China, sondern auch in einer indischen Fabrik gefertigt. Während Foxconns größtes Werk in China von Corona-Maßnahmen und Protesten massiv betroffen ist, kann sich Apple auf die Lieferungen aus Sriperumbudur verlassen.
Indien braucht eine nahtlose und qualitativ hochwertige Lieferkette und eine kostengünstige Logistik, um die Exporte zu steigern.
Gatishakti und Logistikparks können dabei eine große Rolle spielen, ebenso wie die Umgestaltung der Eisenbahn. Mehr als 45 Prouzent der Produktion des verarbeitenden Gewerbes werden in Indien vom KKMU-Sektor erwirtschaftet. Neue Bereiche wie Raumfahrt und Export können den indischen Anteil am globalen Exportkuchen bis 2026 erhöhen. Schätzungen gehen von jährlichen Rüstungsexporten in Höhe von 350 Milliarden Euro bis Ende 2025 aus. Trotz der weltweiten Krisen wächst Indiens Wirtschaft weiterhin – auch weil das Land eine Alternative zu China darstellt. Analysten prophezeien ein Jahrzehnt des Booms.
Gleich mehrere Krisen plagen dagegen die chinesische Wirtschaft.
Nachdem Chinas BIP im zweiten Quartal dieses Jahres um 2,6 Prozent geschrumpft war, hatten manche Beobachter erwartet, die Parteibosse würden wie in der Vergangenheit ein großes Ausgabenpaket zur Ankurbelung der Wirtschaft ankündigen. Doch stattdessen ging die Verlautbarung auf die Notwendigkeit ein, die harte „Null-Covid-Strategie“ unverändert weiterzuführen, auch wenn Lockdowns von Metropolen Chinas Wirtschaft in den vergangenen Monaten in eine schwere Krise gestürzt haben. Chinas Oberschicht hat lange vom wirtschaftlichen Boom im Land profitiert. Doch jetzt mehren sich auch abseits der Straßen die Proteste. Unter der Herrschaft von Xi Jinping sehen viele wohlhabende Unternehmer immer weniger Perspektiven – und setzen sich nach Singapur ab. Um 5,5 Prozent soll Chinas Wirtschaft laut Vorgabe der Regierung in Peking in diesem Jahr wachsen. Das ist das geringste Wachstumsziel, das sich die Volksrepublik seit gut 30 Jahren gesetzt hat. Doch auch diese Zahl ist inzwischen wohl unerreichbar.